Es klingt zu schön, um wahr zu sein: 20 Minuten Training in der Woche reichen. Doch für was eigentlich? Die Werbung suggeriert, dass man dadurch fit wird. Aber das ist natürlich Unsinn.

Es gibt Studien, die belegen, dass EMS-Training (steht für „Elektrische Muskelstimulation“) durchaus seinen Nutzen hat und Muskeln nachhaltig stimuliert werden.

Also was passiert? Entweder bekommt an einen kompletten Anzug, in dem die Elektroden integriert sind – oder man trägt eine Funktionsunterwäsche und zieht eine Weste an. Arme und Beine erhalten Bänder, der Po einen Gürtel – und alles wird mit einander verkabelt.

Dann geht es auch schon los: Der Strom fließt für einige Sekunden. Und das kribbelt ganz schön. Die Muskeln müssen angespannt sein – wenn der Strom fließt. Ein Trainer erklärt jeweils, welche Übung gemacht wird. Das ganze Training ist anstrengender als man denkt und man kommt dabei ganz schön ins Schwitzen.

Je nachdem wie stark Strom durch den Anzug fließt, hat man eher das Gefühl von Elektrofolter, denn angenehm fühlt sich anders an. Der Vorteil aber ist, dass jede Woche das Trainingslevel gesteigert wird. Ausreden sind dabei vorbei. Der Trainer sorgt dafür, dass die Stromdosis also wöchentlich erhöht wird.

Diese Methode mag ja Muskeln nachweislich zum Wachsen bringen, fit wird man dadurch aber nicht. Auch nimmt man ohne richtige Ernährung nicht ab. Aber das wird oft suggeriert.

Ob man durch EMS wirklich mehr Kraft im Alltag oder Ausdauer hat, wage ich stark zu bezweifeln. Das Training sollte daher mindestens mit Ausdauer-Training kombiniert werden.

Durch die ständige Anspannung werden keine koordinative Fähigkeiten trainiert – und so wie man einen Trainingsplan alle paar Wochen einmal ändern sollte, gibt es Studien, die belegen, dass auch nach 18 Trainingseinheiten mit EMS kein Fortschritt mehr erzielt wird.

Weiterer Haken: Der Spaß ist recht teuer. Die Studios wollen Kunden lange binden – und selbst bei einem Jahresvertrag zahlt man wöchentlich zwischen 20 und 25 Euro.

Auf der Fibo in Köln konnte man sich bei einigen Herstellern gut informieren. Schon jetzt öffnen ständig neue dieser Mini-Studios, die sich auf EMS spezialisiert haben. Der Markt ist auf jeden Fall in Bewegung. Und was man jetzt schon auf der Messe sehen konnte.

Noch sind die Anzüge verkabelt, aber das dürfte bald der Vergangenheit angehören. Wenn kabellos trainiert wird, auch mit mehreren in einem Raum, dann könnte das interessant werden: Cardio-Training kombiniert mit Stromimpulsen für die gerade nicht beanspruchte Muskulatur. Da könnten ganz neue Sportarten entstehen.